Geschichte
Die Pfadfinderbewegung wurde 1907 von Robert Baden-Powell gegründet, der das Konzept des "Lernens durch Handeln" einführte. Die Bewegung verbreitete sich schnell, sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen, und entwickelte sich zu einer internationalen Jugendbewegung. In der Schweiz wurden die ersten Pfadfindergruppen bereits 1910 gegründet, und 1913 entstand der Schweizerische Pfadfinderbund. Heute ist die Pfadi mit über 50.500 Mitgliedern und 550 lokalen Gruppen die größte Jugendbewegung der Schweiz, die Abenteuer, Freundschaften und gemeinsame Erlebnisse in der Natur bietet.
Gründung der Pfadibewegung
Die Pfadfinderbewegung wurde im Jahr 1907 von Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, auch bekannt als Baden-Powell oder "BiPi", gegründet. Baden-Powell wurde 1857 in London geboren und trat als 19-Jähriger in den Dienst der königlichen Armee ein. Während seiner Stationierung in der britischen Kolonie Indien entwickelte er ein Konzept für das Auskundschaften unbekannter Gebiete und war für die Ausbildung von Spähern, den sogenannten "Scouts", verantwortlich. Statt strikte Anweisungen zu geben, lehrte er nach dem Prinzip des "Lernens durch Handeln" (englisch: "Learning by Doing"). 1899 veröffentlichte Baden-Powell sein erstes Buch "Aids to Scouting", das er als Ausbildungslektüre für die Späher empfahl.
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Baden-Powell wurde in England zum Volkshelden, nachdem er im Jahr 1900 die Stadt Mafeking (heute Mahikeng in Südafrika) mit einer zahlenmäßig unterlegenen Truppe erfolgreich gegen die angreifenden Buren verteidigt hatte. Während dieser Zeit übertrug er leichtere Aufgaben an die Jungen aus der Stadt, um die Soldaten für den Ernstfall bereit zu halten. Die Jugendlichen waren mit großem Engagement bei der Sache, was Baden-Powell zu der wichtigen Erkenntnis führte, dass auch Jugendliche bereit waren, Verantwortung zu übernehmen, wenn man ihnen das nötige Vertrauen entgegenbrachte. Diese Erkenntnis war damals revolutionär, da die Pädagogen der Zeit an eine strenge und autoritäre Erziehung glaubten.
Aufgrund der Bekanntheit Baden-Powells und des großen Interesses der Jugendlichen vertieften sich viele englische Jugendliche in sein Buch "Aids to Scouting". Als Reaktion darauf verfasste Baden-Powell ein weiteres Buch mit dem Titel "Scouting for Boys", das die Jugendlichen dazu ermutigte, ihre Umgebung zu erkunden. Ursprünglich als Sammlung von Anregungen für bestehende Jugendgruppen gedacht, entwickelte sich daraus schnell eine neue Jugendbewegung: die Boy Scouts. Im Jahr 1907 führte Baden-Powell auf Brownsea Island das erste Pfadilager mit 21 Jugendlichen durch.
Geschichte der Pfadi in der Schweiz
Die Idee der Pfadfinderbewegung verbreitete sich schnell, auch bei Mädchen. Baden-Powell und seine Schwester Agnes verfassten gemeinsam ein Handbuch für Mädchen-Scouts, die sogenannten "Girl Guides". Agnes übernahm die Leitung der Girl Guides, die sie später an Olave Baden-Powell, die Ehefrau von Robert Baden-Powell, übergab. Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder wuchsen rasch und wurden zur größten Jugendorganisation in Großbritannien. Der Pfadigedanke wurde in die Welt getragen und gewann eine internationale Dimension, die bis heute erhalten und weiter ausgebaut wurde.
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Die Pfadibewegung erreichte auch die Schweiz und stieß hier auf großes Interesse. Bereits im Jahr 1910 wurden die ersten Pfadfindergruppen für Jungen gegründet, gefolgt von den Pfadfinderinnen. Häufig waren es bereits bestehende Organisationen, die Pfadfindergruppen ins Leben riefen. Besonders in den Städten waren Kinder und Jugendliche von den Aktivitäten in der Natur begeistert. Die Aussicht, nicht nur in der Schule zu sitzen, sondern Abenteuer mit Gleichaltrigen zu erleben, sportliche Wettkämpfe auszutragen und in Lagern fernab des Elternhauses zu leben, lockte viele Kinder und Jugendliche zur Pfadi.
Am 5. Oktober 1913 trafen sich verschiedene kantonale Pfadfinderverbände in Bern und gründeten den Schweizerischen Pfadfinderbund (SPB). Bei den Mädchen war der Wunsch nach einer gemeinsamen Organisationsform zunächst weniger stark ausgeprägt, sodass es einige Jahre dauerte, bis 1919 der Bund Schweizerischer Pfadfinderinnen (BSP) entstand. Die Schweiz, als mehrsprachiges und politisch neutrales Land, wurde zu einem wichtigen Begegnungsort für die weltweite Pfadibewegung. Die Pfadizentren in Kandersteg (1923) und Adelboden (1932) wurden gegründet und sind bis heute Treffpunkte für internationale Zusammenkünfte und kulturellen Austausch.
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Ab den 1970er Jahren intensivierte sich die Zusammenarbeit zwischen den Pfadfinderinnen und Pfadfindern immer mehr. Die Bemühungen führten schließlich 1987 zur Fusion der beiden Verbände, und die Pfadibewegung Schweiz (PBS) wurde gegründet. Heute ist die Pfadi mit über 50.500 Mitgliedern und rund 550 lokalen Gruppen die größte Jugendbewegung der Schweiz. Sie steht für Abenteuer, Freundschaften und gemeinsame Erlebnisse in der Natur und engagiert sich in internationalen Partnerschaften. Die Pfadibewegung bietet Jugendlichen eine sinnvolle und abwechslungsreiche Freizeitbeschäftigung.